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Clubhouse – was steckt dahinter?

Screenshot: www.clubhouse.com

Autor*innen: Theresa Harrer, Ana-Maria Jelicic, Priska Verschuur, Andrea Cosic, Sarah Riedenbauer, Helga Luxbacher, Eva Wetzlmair, Andrea Kamnik, Daniela Lindner, Jasmin Wurmitzer, Raphaela Weiß, Sandra Lisa Lattacher

 Disclaimer: Der folgende Beitrag ist eine subjektive Stellungnahme hinsichtlich der Social Media App „Clubhouse“. Die Inhalte beschreiben die Erhebungen durch eine explorative Websuche hinsichtlich barrierefreien Designs für Alle. Verwandte Referenzen sind am Ende des Beitrags gelistet. Der Beitrag wurde im März 2021 erstellt – einige Komponenten der Clubhouse App wurden in der Zwischenzeit überarbeitet.

Clubhouse – das ist sie – die neue Anwendung in der Welt der sozialen Netzwerke, die einem interaktiven Podcast gleicht. Am Beginn der COVID-19 Pandemie hat sich die audiobasierte Applikation erstmals etabliert. Die erweiterte  Beta Version war ab April 2020 verfügbar. In kürzester Zeit ist, Clubhouse “viral” [1] gegangen, unter anderem auch deswegen, weil prominente und bekannte Persönlichkeiten mit hoher Reichweite sie stark beworben haben. Plötzlich konnte man den liebsten Musiker*innen, Moderator*innen, Unternehmer*innen – die Liste ist lang – beim Quatschen zuhören. Wie ein Lauffeuer hat sich aber nicht nur die App selbst, sondern auch die polarisierenden Meinungen darüber verbreitet.

[1] „viral gehen“ – umgangssprachlich, wenn sich im Internet und in sozialen Netzwerken etwas sehr schnell verbreitet, oft geteilt wird und damit Aufmerksamkeit erlangt

Aber zurück zu den Basics – was genau ist Clubhouse eigentlich?

Laut verschiedenen Beschreibungen aus dem Web handelt es sich um eine neue Art von sozialem Netzwerk, das auf Audioinformation basiert und in dem Menschen auf der ganzen Welt zusammenkommen, um in Echtzeit zu sprechen und zuzuhören.

Clubhouse ist ein digitaler Ort, wo Menschen zusammenkommen, und sich offen über Ideen und Gedanken austauschen. Die App Struktur besteht aus sogenannten Club Räumen, in die man einsteigen kann, diese aber auch jederzeit wieder verlassen kann.

Die Anwendung ist relativ einfach, man hört einfach vom Smart Phone aus zu, das heißt man kann die Inhalte flexibel in jeder Lebenslage konsumieren.

Wobei … in fast jeder Lebenslage: Die Clubhouse App bezeichnet sich als exklusiv. Exklusiv scheint sie zu sein und ist dabei auch äußerst exkludierend.

Unser Barrieren Check:

  • Plattform Beschränkung: Die Clubhouse App funktioniert derzeit nur für mobile Apple Geräte (iPhone, iPad, iPod). Zusätzlich ist der Zugang limitiert, da jemand der App nur beitreten kann, wenn diese*r eine Einladung von einer*m bereits registrierten Nutzer*in erhält. Zu Beginn hat jede*r Nutzer*in jedoch nur zwei Freundschaftseinladungen zur Verfügung.
    Barriere: Bezogen auf Inklusion und Barrierefreiheit beginnt bereits bei der Anmeldung Exklusion.

    Anmerkung: Die Plattformbeschränkung ist unter anderem auch auf organisatorische Schwierigkeiten zurückzuführen. Die meisten Apps erscheinen zuerst für das iPhone und dann nach einer deutlichen Zeitspanne für Android-Handys. Wie kann das sein, obwohl mehr Personen Androids als iPhones verwenden? Das Programmieren von Apps für das iPhone ist profitabler als für Android Endgeräte. Das ist zum einen, weil iOS bereiter ist, App-Entwickler*innen zu sponsern und zum anderen, weil es durch die eigene Programmiersprache von Apple viel leichter und schneller ist die Apps zu entwickeln. Bei Android werden viele Ressourcen benötigt, da die Sprache komplizierter ist, es länger dauert und somit die App-Entwicklung verhältnismäßig teurer ist. Twitter war zum Beispiel auch mehrere Wochen früher auf iOS Basis erhältlich als in der Android Version. In den USA kann aktuell eine Clubhouse Android Beta Version getestet werden.
  • Audio: Die App ist audiobasiert und funktioniert für Sprache, Gesang und Musik – audio-only. Nutzer*innen verwenden die App in dem sie zuhören oder selbst sprechen. Es ist nicht möglich Nachrichten oder Bilder im Clubhouse zu veröffentlichen.
    Barriere: Gehörlose Menschen sowie stumme Menschen werden von dieser App ausgeschlossen. Diese können weder mitsprechen oder wie es bei ersteren der Fall ist mithören. Für blinde Nutzer*innen oder Nutzer*innen mit Sehschwierigkeiten ergibt sich durch den Fokus auf Audio ein Abbau einer Barriere, auf die sie auf anderen sozialen Medienplattformen womöglich noch treffen.
  • Real-Time: Die App funktioniert in Echtzeit. Das bedeutet, Beiträge können nicht nachgehört werden.
    Barriere: Dies könnte für Menschen mit Lernschwierigkeiten eine Barriere darstellen, da sie womöglich den Bedarf auf Wiederholung des Gehörten hätten, um Inhalten besser zu folgen.

Weitere Gefahren und Kritik:

  • FoMO: „The Fear of Missing Out“ – Das Phänomen „aus Angst etwas zu verpassen“, wenn man auf den Social-Media-Kanälen nicht ständig online ist, kann generell aber insbesondere für junge Menschen, als gefährlich eingestuft werden. FoMO kann lt. Studien zu Angstzuständen, Depressionen und Abhängigkeit führen.
  • Fake News: Auf dieser Plattform können Inhalte im Sinne von „Fake News“ einfach nach außen getragen werden Selbst ernannte Expert*innen verbreiten möglicherweise ihre Meinung zu verschiedenen Themen ohne einen tatsächlichen „Wissens-Background“ vorweisen zu können. In diesem Zusammenhang ist der exklusive Zugang bedenklich, da wahrhaftige Expert*innen der Zugang verwehrt wird, welche wiederum einen wertvollen Input leisten könnten.
  • Datenschutz und Speicherung von Daten: Gespräche sind für Nutzer*innen nur in Echtzeit verfügbar. Trotzdem werden die Gespräche aufgezeichnet und vorrübergehend gespeichert, um gegebenenfalls Richtlinienverstöße nachzugehen. Außerdem wurden weitere Datenschutzmängel identifiziert, unter anderem fehlendes Impressum, fehlende Datenschutzhinweise und die allgemeinen Geschäftsbedingungen sind nicht auf Deutsch verfügbar. Clubhouse greift außerdem auf die Kontakte am Smart Phone zu, um die heiß begehrten Einladungen versenden zu können.

Die grundsätzliche Idee von Clubhouse ist sicherlich eine gute – nicht umsonst hat sie einen derartigen Hype erlebt. Die groben Vorteile kann man am besten anhand der Beschreibung der Co-Founder Paul Davison und Rohan Seth beschreiben:

„With no camera on, you don’t have to worry about eye contact, what you’re wearing, or where you are. You can talk on Clubhouse while you’re folding laundry, breastfeeding, commuting, working on your couch in the basement, or going for a run.“

Um sich langfristig am Markt der Social Media Apps zu etablieren, sind die oben genannten Gefahren, Datenschutzlücken und Barrieren in jedem Fall zu überdenken. Wir sind gespannt in welche Richtung sich die App noch entwickeln wird. In ein paar Monaten werden wir jedenfalls auf unseren Beitrag zurückblicken, um nochmal zu überprüfen inwieweit unsere aufgeworfenen Fragen überdacht und umgesetzt wurden.

Verwandte Referenzen, die herangezogen wurden um den Beitrag zu verfassen:

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