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COOP4HEALTHCARE Think Tank 2021

Während der offiziellen Projektlaufzeit des Projekts COOP4HEALTHCARE (2018-2020) konnten wir 2 Meetings innerhalb unseres gegründeten COOP4HEALTHCARE Think Tanks organisieren. Wir hatten außerdem im Projekt versprochen, regelmäßig Think Tank-Meetings auch über das offizielle Projektende hinaus durchzuführen. In 2021 konnten wir unsere Partner:innen und Interessent:innen zu einem weiteren Think Tank Event einladen.

Aber was genau ist denn nun ein Think Tank?

Bei einem Think Tank handelt es sich um eine Gruppe von Interessenvertreter:innen und Expert:innen, die sich mit den wichtigsten Herausforderungen und Zukunftstrends befassen und diese diskutieren. Darüber hinaus wird ein Think Tank aufgebaut, um innovative Prozesse anzustoßen und/oder zu beraten und zu unterstützen. Im besten Fall werden auch klare und strukturierte Aktionspunkte aus der Think Tank Diskussion abgeleitet, um das gewonnene Wissen direkt zu nutzen.

Der Think Tank den wir im Rahmen des abgeschlossenen Forschungsprojekts aufgebaut haben konzentriert sich auf die Verbesserung der Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen.

Das erste Think Tank Event widmete sich dem Thema Smart Living, und wurde im Rahmen des renommierten Innovationskongresses und des Smart Living Forums durchgeführt.

Der zweite Think Tank im März 2021 beschäftigte sich mit dem Thema grenzübergreifender Herausforderungen und Chancen im Gesundheitswesen in Österreich und Slowenien sowie die Ergebnisse der Telecare-Nutzung durch informelle Pflegekräfte älterer Menschen.

Im diesjährigen und damit auch im dritten COOP4HEALTHCARE Think Tank diskutieren wir, was genau es braucht, um Telegesundheitsdienste von der ersten Idee bis zur nachhaltigen Nutzung zu entwickeln. Wie können sich Lösungen nachhaltig und langfristig am Markt etablieren? Welche Barrieren können auftreten und welche Best-Practice-Lösungen gibt es bereits?

Die Einschränkungen, denen wir durch die Bekämpfung der weltweiten COVID-19 Pandemie ausgesetzt waren, wurden zum Haupttreiber der digitalen Transformation. Telegesundheitsdienste wurden entwickelt, Gesundheitsprozesse wie elektronische Patientenakten wurden angepasst und der Bedarf an telemedizinischen und teletherapeutischen Anwendungen stieg.

Um diese dringenden Fragen zu diskutieren, haben wir foglende Sprecher:innen und Expert:innen eingeladen:

Christof Pabinger, Präsident des Vereins TELEMED Austria, Dozent für Telemedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, Inhaber von 2 Privatkliniken und Gründer eines Telemedizin-Startups. In seinem Vortrag sprach Herr Pabinger über medizinische und gesundheitsökonomische Potenziale telemedizinischer Ansätze in Österreich.

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Stefan Schauer-Burkart, Mitgründer von enlivio, einem österreichischen Start-up für Remote Physiotherapie, welches während der Corona Pandemie in 2020 gegründet wurde. In seinem Vortrag sprach Herr Schauer-Bukart über die Rahmenbedingungen, Barrieren und Chancen in der Gründungsphase.

Sabine Schimscha, Physiotherapeutin und Mitarbeiterin im Bundesverband der Physiotherapeut:innen Österreichs. Sie ist Mitinitiatorin des Zertifikatsprogramms „Telerehabilitation“ an der FH Campus Wien. Frau Schimscha stellte das Zertifikatsprogramm Telerehabilitation vor und präsentierte Treiber, rechtliche Rahmenbedingungen und betriebswirtschaftliche Hintergründe.

Abbildung: Beginn des diesjährigen COOP4HEALTHCARE Think Tanks

Weitere Diskutant:innen während der moderierten Round-Table-Diskussion waren

  • Rita Wania, freiberufliche Ergotherapeutin, die während des ersten Lockdowns eine Facebook-Gruppe zum Thema Teletherapie gegründet hat.
  • Daniela Krainer, wissenschaftilche Mitarbeiterin und Leiterin der Forschungsgruppe Active & Assisted Living an der FH Kärnten.
  • Harald Jagos, CEO & Co-Founder von reha buddy, einem Start-up, das standardisierte Assessments digitalisiert.
  • Hanna-Greta Puurtinen, Entwicklungsleiterin der Fachhochschule Tampere und europäische Mentorin im COOP4HEALTHCARE-Projekt.
Abbildung: Herr Schauer-Burkart über COVID als Antrieb für Veränderung

Aus den Keynotes und den Diskussionen haben wir folgende Aktionspunkte zu Teletherapie, Telemedizin und Telekonsultation abgeleitet:

  1. Risiko Management: “Was passiert, wenn etwas passiert?”: Telemedizinischen Lösungen ist für Patient:innen, Anwender:innen und Therapeut:innen, sowie Coaches relativ neu. So sind bisher keine Fälle bekannt, in denen Patienten durch falsche Übungsausführung schwer verletzt oder die Therapie wirkungslos blieb. Aber das Risiko Management muss unbedingt berücksichtigt werden, wenn sich Tele-Lösungen so rasant weiterentwickeln.
  2. Bewusstsein für die DSGVO und Daten Sicherheit: Gleiches gilt wie für Punkt 1 auch für DSGVO-Themen und Datensicherheit, insbesondere bei der Verwendung externer Plattformlösungen, wie sie bei Videoanrufen oder Cloud-Lösungen zur Datendokumentation üblich sind.
  3. Kenntnis über die Rechtsgrundlage für Medizinprodukte: Ein Produkt als Medizinprodukt zu deklarieren ist natürlich wünschenswert, aber damit kann eine Lösung praktisch nicht mehr agil überarbeitet werden. Jedes Update muss im Sinne des Medizinproduktegesetzes (MPG) überprüft und freigegeben werden, und dies dauert Zeit – was in der heutigen schnelllebigen Zeit wiederum ein Nachteil sein kann. Generell sollte das Bewusstsein für die rechtliche Grundlage des MPG geschärft werden.
  4. Erhöhung der Wissensbasis und die Anzahl von erfahrenen Pädagog:innen und Anwender:innen: Wie gesagt, telemedizinische Lösungen sind relativ neu, und damit ist die Erfahrung von Pädagog:innen und Anwender:innen bislang noch eingeschränkt. Ein Schwerpunkt sollte auf die Erhöhung der Wissensbasis von Nutzer:innen in Österreich gelegt werden.
  5. Ressourcenmangel und Finanzierung im Allgemeinen und speziell des Monitoring-Aufwands für asynchrones Training: Ressourcen sind in dieser Hinsicht ein weitreichendes Thema und wahrscheinlich der Punkt, über den am häufigsten diskutiert wird. Wie wird asynchrones Training kontiert und berechnet, einschließlich der Prüfung von asynchronen Trainingssitzungen, das Schreibens von Feedback und Tipps sowie der erhöhte Verwaltungsaufwands. Dazu zählt noch viel mehr, wie beispielsweise Ausbildung von Therapeut:innen, Schulung von Patient:innen in Bezug auf die Online-Lösung und -Geräte, Einbeziehung von Versicherungen,…
  6. Bottom up – vom Markt lernen (partizipative Prozesse): Werfen Sie einen Blick auf den Markt an und nehmen Sie auf, was bereits funktioniert, was von Therapeut:innen, Patient:innen und anderen Stakeholdern akzeptiert wird, adaptieren Sie die Lösung und weiten Sie sie aus. Es wird nur ein schrittweiser Prozess sein, aber dies kann sicherlich auch ein Hauptantrieb sein, um Versicherungen ins Boot zu holen.
  7. Es gilt zu klären: ist Telemedizin bereits evidenzbasiert? Oder fehlt es eigentlich an Evidenz? Zu klären gilt, ob es bereits ausreichend Studien gibt. In der Community sind die Meinungen gespalten.
  8. Schauen Sie über die Grenzen: Es gibt bereits gute Lösungen im interregionalen und internationalen Raum. Lassen Sie sich inspirieren.
  9. Geschäftsmodelle für Start-ups: Es fehlen Geschäftsmodelle für Start-ups im Bereich Telemedizin.
  10. Change Management: Ein großes Wort bildet den Abschluss unserer Aktionspunkte. Wie müssen Prozesse, Methoden und Ziele innerhalb eines bestehenden Unternehmens angepasst werden, um von einer Offline-Lösung zu einer Online-Lösung zu wechseln?
Abbildung: Diskussion am "runden Tisch"

Wir danken unseren Teilnehmer:innen für die rege Diskussion und den offenen Austausch.

Wir sehen es als tolles Ergebnis, dass wir 10 Aktionspunkte rund um Tele-Lösungen definieren konnten, auf die wir uns in den kommenden Monaten fokussieren können und würden uns über eine Weiterverbreitung freuen.

Wir hoffen, Sie beim nächsten COOP4HEALTHCARE Think Tank wieder begrüßen zu dürfen.

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